
Amazon Web Services (AWS), die Cloud-Sparte des US-Konzerns Amazon, hat den Aufbau einer neuen Muttergesellschaft sowie dreier Tochterunternehmen mit Sitz in Deutschland angekündigt. Ziel ist die Umsetzung einer souveränen Cloud-Infrastruktur innerhalb der Europäischen Union.
Kathrin Renz, Vizepräsidentin von AWS, übernimmt die Geschäftsführung der neuen deutschen AWS-Muttergesellschaft. Diese wird laut Angaben des Unternehmens zusätzlich von EU-ansässigen Sicherheitsexperten für Datenschutz und Regierungsangelegenheiten geleitet. Die neue Einheit soll für den Aufbau und Betrieb der sogenannten „AWS European Sovereign Cloud“ verantwortlich sein, deren Start bis Ende 2025 geplant ist.
„Alle für den Betrieb der AWS European Sovereign Cloud benötigten Ressourcen befinden sich in der EU“, erklärte AWS in einem Blogbeitrag. Neben einer unabhängigen Infrastruktur werde es keine operative Kontrolle von außerhalb der EU geben. Ausschließlich in der EU ansässige AWS-Mitarbeiter werden für den täglichen Betrieb zuständig sein – darunter der Zugang zu Rechenzentren, technischer Support sowie Kundenservice.
Immer mehr Technologieunternehmen und Cloud-Anbieter, darunter auch die AWS-Konkurrenten Microsoft und Google, entwickeln europäische Lösungen zur Datensouveränität. Ziel ist es, den Anforderungen der europäischen Datenschutzgesetze – wie der DSGVO und dem Bundesdatenschutzgesetz in Deutschland – gerecht zu werden.
Bereits im Mai 2024 kündigte AWS an, bis 2040 rund 7,8 Milliarden Euro in den Aufbau der European Sovereign Cloud zu investieren. Der erste Cloud-Standort wird im Bundesland Brandenburg entstehen.
Die neue europäische Cloud soll laut Amazon unabhängig von bestehenden globalen AWS-Regionen betrieben werden. Unternehmen, die diese nutzen, können ihre Daten und Metadaten – einschließlich ihrer AWS-Konfigurationen – ausschließlich innerhalb der EU speichern und verarbeiten lassen, um so den rechtlichen Anforderungen in Europa zu entsprechen.
Ergänzend zum Unternehmensaufbau in Deutschland plant AWS die Einrichtung eines europäischen Beirats mit Mitgliedern aus EU-Staaten sowie eines eigenen Sicherheitszentrums innerhalb der EU.
„Wir haben die AWS European Sovereign Cloud gezielt auf die Anforderungen europäischer digitaler Souveränität zugeschnitten – ohne Kompromisse bei Serviceangebot, Sicherheit, Verlässlichkeit und Leistungsfähigkeit einzugehen“, betonte Kathrin Renz. „Mit dieser Investition bekräftigen wir unser langfristiges Engagement für die digitale Zukunft Europas.“
Amazon war in der Vergangenheit bereits mehrfach ins Visier europäischer Regulierungsbehörden geraten – unter anderem wegen Verstößen gegen Datenschutz- und Wettbewerbsregeln.
So verhängte die Datenschutzaufsicht in Luxemburg im Jahr 2021 ein Bußgeld von 746 Millionen Euro – damals ein Rekord – gegen Amazon, weil das Unternehmen angeblich Nutzerdaten für zielgerichtete Werbung verarbeitet hatte, ohne zuvor deren Einwilligung einzuholen. Im Jahr 2022 einigte sich AWS mit der EU im Rahmen einer Wettbewerbsuntersuchung, in der es um die angebliche unfaire Nutzung von Verkaufsdaten konkurrierender Anbieter ging.