
Deutschland beabsichtigt derzeit nicht, eine nationale strategische Gasreserve einzurichten. Wie ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Dienstag mitteilte, sollen die jüngsten Gesetzesänderungen zu den Füllständen in den kommenden Wintern ausreichend Anreize für die Privatwirtschaft schaffen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Seit dem Beginn der Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Jahr 2022 setzen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union verstärkt auf Gasspeicherung, um sich gegen mögliche Lieferschwierigkeiten abzusichern.
Als größter Gasverbraucher auf dem europäischen Festland steht Deutschland dabei besonders im Fokus. Erst im vergangenen Monat hatte der Verband der Fernleitungsnetzbetreiber FNB Gas ein neues Konzept zur Gasspeicherung vorgeschlagen, das unter anderem den Aufbau einer dauerhaften nationalen Reserve vorsieht.
„Es gibt derzeit keine Überlegungen des Bundeswirtschaftsministeriums in Bezug auf eine strategische Gasreserve“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme an Reuters. Die Versorgungssicherheit sei insgesamt gewährleistet, so der Sprecher weiter.
Zuvor hatte Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, dass Deutschland prüfe, ob der Aufbau einer strategischen Gasreserve sinnvoll sein könnte. Das Ministerium dementierte diese Darstellung jedoch klar.
Die Bundesregierung hat in ihrer neuen Gesetzgebung nationale Vorgaben an die geplanten Anpassungen der EU-Vorschriften angepasst. Demnach müssen die Gasspeicher bis spätestens 1. November zu mindestens 80 Prozent gefüllt sein, um eine ausreichende Versorgung im Winter sicherzustellen. Diese Regelung gewährt mehr Flexibilität als die bisherige EU-Vorgabe von 90 Prozent und ist Teil eines umfassenderen Maßnahmenpakets.
In Deutschland betreiben mehrere Unternehmen Gasspeicheranlagen, darunter Uniper, die SEFE-Gruppe, VNG Gasspeicher und RWE. Laut dem Ministerium ist man sich bewusst, dass zusätzliche staatliche Eingriffe möglicherweise zu höheren Kosten für die Verbraucher führen könnten – eine Entwicklung, die man vermeiden möchte.
Aktuelle Daten der europäischen Speicherinitiative GIE zeigen, dass die deutschen Gasspeicher zuletzt zu 45,8 Prozent gefüllt waren – deutlich weniger als der EU-weite Durchschnitt von 53,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 76,8 Prozent bedeutet das einen signifikanten Rückgang.