Der Spätsommer und frühe Herbst sind kulinarisch geprägt von reifem Obst. Während Pflaumen und Zwetschgen als beliebte Klassiker den Markt dominieren, ist der eigene Anbau von Früchten wie Birnen und Äpfeln oft eine Verpflichtung, die Geduld und Wissen erfordert. Ein Blick auf die Unterschiede, die richtige Pflege und eine überraschend unkomplizierte Sorte.
Kulinarische Höhepunkte: Pflaumen und Zwetschgen
Als Kuchenbelag, Kompott oder Mus sind Pflaumen und Zwetschgen mit ihrem süß-säuerlichen Aroma ein Genuss. Für das Backen eignen sich Zwetschgen aufgrund ihres geringeren Wassergehalts tendenziell besser, da der Teig weniger durchweicht.
Der feine Unterschied
Obwohl die Zwetschge eine Unterart der Pflaume ist, gibt es deutliche Unterschiede. Pflaumen sind meist größer, runder und weisen eine klare Furche auf. Ihr weiches, saftiges Fruchtfleisch, das sich in Farben von rot, gelb bis blau und schwarz zeigen kann, umschließt einen Stein, der sich oft nur schwer lösen lässt. Zwetschgen hingegen sind kleiner, länglich-oval und haben keine ausgeprägte Furchung. Ihr gelbes, festeres Fruchtfleisch ist säuerlicher und löst sich leicht vom Kern.
Frische beim Einkauf erkennen
Frühe Sorten sind bereits ab Juli reif, späte Früchte gibt es bis in den Herbst. Da beide Steinfrüchte nicht nachreifen, sollten Verbraucher stets zu ausgereiften, aber nicht zu festen Exemplaren greifen. Die Haut sollte auf Druck nicht stark nachgeben und keine Flecken aufweisen. Ein untrügliches Indiz für Frische ist der weißliche Belag, der sogenannte Duftfilm. Diese natürliche Wachsschicht bildet sich am Baum und schützt die Frucht vor dem Austrocknen. Bei längerer Lagerung reduziert er sich.
Vielseitige Zubereitung in der Küche
Vor der Verarbeitung sollten die Früchte gut gewaschen und der Duftfilm entfernt werden, da er Luftverunreinigungen binden kann. Klassiker ist der Zwetschgenkuchen vom Blech auf Hefeteig, wobei die Früchte mit der Schale nach unten aufgelegt werden sollten. Als Kompott, aufgekocht mit Gewürzen, passen sie zu Grieß oder Eis. Für ein Mus werden die Früchte über Stunden im Ofen gegart oder auf dem Herd geköchelt. Ein pikantes Chutney wiederum harmoniert hervorragend mit Wildgerichten oder Roastbeef.
Der Obstbaum als Zukunftsversprechen
Während der Kauf von Pflaumen unkompliziert ist, stellt der eigene Obstanbau eine ganz andere Verpflichtung dar. Einen Obstbaum zu pflanzen, besonders auf kargem Grund, ist ein Akt der Hoffnung. Auf Cape Cod, einer Halbinsel mit sandigem Boden und salzigen Winden, ist dies eine besondere Herausforderung. John Portnoy, ein ehemaliger Ökologe, kultiviert dort seit 1986 erfolgreich Pfirsiche, Birnen und alte Apfelsorten.
Realistische Erwartungen und intensive Pflege
Russell Norton, ein Berater der Cape Cod Cooperative Extension, betont, dass Anfänger realistische Erwartungen haben müssen; Misserfolge bei der Ernte seien wahrscheinlich. Wer sich jedoch einarbeitet, kann erfolgreich sein. Portnoys reiche Ernte in diesem Jahr ist kein Glück, sondern das Ergebnis von Experimenten und intensivem Studium. Die Pflege beginnt im März mit dem Baumschnitt, um Luftzirkulation und Lichteinfall zu gewährleisten. Nach der Blüte erfordert besonders der Apfelanbau proaktive Schädlingskontrolle, selbst bei organisch zugelassenen Mitteln wie Kaolin-Tonspray oder Kalkschwefel.
Wichtige Herbstarbeiten
Noch im Spätherbst ist die Pflege nicht beendet. Norton rät dringend, Falllaub und am Baum verbliebene, mumifizierte Früchte zu entfernen. Besonders Apfelschorf, eine der größten Pilzbedrohungen, überwintert fast ausschließlich auf altem Laub. Mumifizierte Früchte dienen zudem als Überwinterungsort für Schädlinge und als Quelle für Braunfäule.
Die unkomplizierte Seckel-Birne
Wer den Aufwand des Apfelanbaus scheut, für den hat Portnoy einen Rat. Eine seiner produktivsten und pflegeleichtesten Sorten ist die Seckel-Birne. Die Frucht ist klein, süß und saftig. Sie gilt als krankheitsresistent; Portnoy berichtet, dass er seinen 25 Jahre alten Baum nie spritzen muss. Lediglich ein Ausdünnen der jungen Früchte ist nötig. Lässt man zu viele Früchte am Baum, erschöpft dieser seine Reserven und setzt im Folgejahr mit der Blüte aus, ein Phänomen, das als Biennale Alternanz bekannt ist.
Eine amerikanische Sorte mit deutscher Geschichte?
Die Seckel-Birne gilt als Sorte, die Ende des 18. Jahrhunderts in der Nähe von Philadelphia entdeckt wurde. Es gibt jedoch historische Debatten darüber, ob die Sorte nicht ursprünglich von deutschen Einwanderern in die Vereinigten Staaten gebracht wurde. Unabhängig von ihrer Herkunft ist Portnoys Empfehlung auf dem lokalen Bauernmarkt, wo er seine Birnen verkauft, eindeutig: „Pflanzt eine Seckel-Birne!“