
Die IAA Mobility 2025 in München hat sich als Schauplatz eines intensiven technologischen und strategischen Wettbewerbs zwischen den etablierten deutschen Automobilherstellern und aufstrebenden chinesischen Marken erwiesen. Während die deutschen Konzerne ihre Innovationskraft mit neuen Plattformen und High-End-Technologien demonstrieren, greifen die chinesischen Hersteller den europäischen Markt mit aggressiven Preisen und fortschrittlicher Software an.
Chinas Vormarsch mit Preis und Hightech
Die Präsenz chinesischer Unternehmen auf der IAA hat im Vergleich zu 2023 um schätzungsweise 40 % zugenommen, was ihren strategischen Fokus auf den europäischen Markt unterstreicht. Die Stände chinesischer Hersteller wie Leapmotor und Xpeng waren von großem Besucherinteresse geprägt.
Leapmotor demonstrierte seine Preisstrategie eindrücklich mit dem neuen Modell B10, das zu einem Einstiegspreis von 20.000 Euro angeboten werden soll. Ein Vertreter des Unternehmens betonte: „Unser Vorteil liegt darin, mit vier globalen Modellen weltweit einen einheitlichen Service zu bieten.“
Gleichzeitig zeigten chinesische Marken, dass sie auch technologisch führend sein wollen. Das als „Chinas Tesla“ bekannte Unternehmen Xpeng enthüllte die Hochleistungs-Sportlimousine „The Next P7“, die dank KI-Technologie eine Leistung von bis zu 593 PS erreicht. Besonders beeindruckend ist die Langlebigkeit des Fahrzeugs, das in 24 Stunden 4.000 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von 230 km/h zurücklegen kann. Xpeng präsentierte zudem den humanoiden Roboter „Aion“ und ein UAM (Urban Air Mobility)-Fahrzeug, die beide im nächsten Jahr in die Serienproduktion gehen sollen. Der Software-Zulieferer Thundersoft zeigte Displays, die mit nur einem Chip das gesamte Fahrzeug steuern und dank KI Gefahrensituationen erkennen können.
Die deutsche Antwort: Innovationen der Premiumhersteller
Die deutschen Automobilriesen reagierten auf die Herausforderung mit einer Demonstration ihrer technologischen Überlegenheit und neuen strategischen Ausrichtungen.
BMW stellte mit dem „BMW Neue iX3“ das erste Serienmodell seiner zukunftsweisenden „Neuen Klasse“ vor. Ausgestattet mit der sechsten Generation des BMW eDrive-Systems bietet das Fahrzeug eine verbesserte Leistung, Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Nach WLTP-Standard erreicht es eine Reichweite von bis zu 805 Kilometern, und dank 800-Volt-Technik kann in nur zehn Minuten Energie für 372 Kilometer geladen werden. Ein weiteres Highlight ist das „Panoramic Vision“-Display, das Informationen über die gesamte Breite der Windschutzscheibe projiziert. BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse erklärte: „Die Neue Klasse definiert BMW völlig neu. Bis 2027 werden wir insgesamt 40 Modelle auf dieser Basis einführen.“
Mercedes-Benz zeigte den „neuen GLC mit EQ-Technologie“ und fokussierte sich auf die Einführung seines fortschrittlichen KI-Betriebssystems MB.OS, das ein personalisiertes Fahrerlebnis schaffen soll. Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz, betonte eine flexible Strategie: „Bis 2030 werden wir in allen Segmenten eine elektrische Option anbieten. Da die Marktbedingungen variieren, werden wir unseren Kunden sowohl hochmoderne Verbrennungsmotoren als auch rein elektrische Fahrzeuge zur Wahl stellen.“
Volkswagens Strategie für den Massenmarkt und weitere Akteure
Der Volkswagen-Konzern positionierte sich klar im Volumensegment und enthüllte den elektrischen Kleinwagen „ID.Polo“. Dieser soll nächstes Jahr zusammen mit weiteren Varianten wie dem ID.Polo GTI für rund 25.000 Euro auf den Markt kommen. Für 2027 plant Volkswagen mit dem „ID.Every1“ ein weiteres Modell im Preissegment von unter 20.000 Euro, eine direkte Antwort auf die chinesische Konkurrenz.
Auch die südkoreanischen Marken Hyundai und Kia nutzen die IAA, um ihre europäische Strategie zu untermauern. Hyundai wird erstmals das in Europa entwickelte und produzierte Elektro-Kleinwagen-Konzept „Concept Three“ vorstellen. Kia kehrt nach vier Jahren auf die Messe zurück und präsentiert unter anderem das „EV2 Concept“, um mit lokal ausgerichteten Modellen die Verkaufszahlen zu steigern.
Software und KI als entscheidendes Schlachtfeld
Abseits der Fahrzeugpräsentationen wurde deutlich, dass der Wandel zum softwaredefinierten Fahrzeug (SDV) in vollem Gange ist. BMW führte seine neue Elektronikarchitektur vor, die aus vier Hochleistungscomputern besteht und als „Superhirn“ des Fahrzeugs fungiert. Das für Antrieb und Fahrdynamik zuständige Modul „Heart of Joy“ verarbeitet Informationen bis zu zehnmal schneller als bisherige Systeme. Auch Technologieunternehmen wie Google waren präsent und zeigten unter dem Motto „Shaping with Google AI“, wie künstliche Intelligenz die Automobilindustrie transformieren wird.
Ein Branchenexperte fasste die Entwicklungen vor Ort zusammen: „Die IAA Mobility 2025 zeigt nicht nur den Technologiewettstreit zwischen Deutschland und China, sondern auch die praktische Umsetzung von SDV-Innovationen und ein völlig neues Messekonzept, das die ganze Stadt einbezieht. Was in München geschieht, ist ein Vorbote für die globale Neuordnung der Mobilitätsbranche.“