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Deutschlands Energiewende: Rekord-Auktion für Windkraft und Pläne für Solarstrom aus Marokko

Deutschland treibt seine Energiewende auf zwei Wegen voran: durch den massiven Ausbau heimischer erneuerbarer Energien und durch ambitionierte Pläne für Energieimporte aus sonnenreichen Regionen. Eine kürzlich durchgeführte, stark überzeichnete Auktion für Windkraft an Land unterstreicht das hohe Interesse am heimischen Markt, während ein milliardenschweres Projekt für Solarstrom aus Marokko die internationale Dimension der deutschen Energiestrategie verdeutlicht.

Erfolgreiche Windkraft-Auktion zeigt hohes Investitionsinteresse

Die Bundesnetzagentur hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land (WIN25-3/461) bekannt gegeben. Bei der Auktion vom 1. August 2025 wurden Zuschläge für 376 Gebote mit einer Gesamtleistung von 3.4 GW erteilt. Das Interesse der Projektentwickler war enorm: Mit 604 eingereichten Geboten und einer Gesamtkapazität von 5.7 GW war die Ausschreibung deutlich überzeichnet – das ausgeschriebene Volumen lag bei lediglich 3.4 GW. Dies markiert die zweithöchste Beteiligung, die es je bei einer Auktion für Onshore-Windkraft gab. Beobachter werten dies als ein Zeichen dafür, dass Entwickler sich Verträge sichern wollen, bevor die Bundesregierung mögliche Änderungen an den Subventionen für erneuerbare Energien vornimmt.

Sinkende Preise und nächste Ausschreibungsrunde

Die bezuschlagten Gebotswerte bewegten sich in einer Spanne von 6.39 €ct/kWh bis 6.64 €ct/kWh. Der mengengewichtete Durchschnittspreis lag bei 6.57 €ct/kWh, was einen Rückgang gegenüber der vorherigen Runde mit 6.83 €ct/kWh darstellt. Der Preis bleibt damit weiterhin deutlich unter dem gesetzlich zulässigen Höchstwert von 7.35 €ct/kWh. Die nächste Ausschreibung für Windenergie an Land ist für den 1. November 2025 angesetzt.

Blick über die Grenzen: Marokko als zukünftiger Energielieferant

Während der heimische Ausbau voranschreitet, richtet sich der Blick für die Deckung des zukünftigen Energiebedarfs auch ins Ausland. Marokko, ein Land mit immenser Sonneneinstrahlung, aber ohne eigene Öl- oder Erdgasvorkommen, hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem Vorreiter bei erneuerbaren Energien entwickelt. Ursprünglich initiiert, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten zu reduzieren, deckt das Land heute bereits ein Viertel seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen, unter anderem durch das weltgrößte konzentrierte Solarkraftwerk in Ouarzazate. Bis 2030 soll der Anteil auf über 50 Prozent und bis 2050 auf 80 Prozent steigen.

Das Projekt „Sila Atlantik“: Strom via Unterseekabel

Nachdem frühere Pläne für einen Stromexport nach Großbritannien verworfen wurden, rückt nun ein neues, ehrgeiziges Vorhaben in den Fokus: das Projekt „Sila Atlantik“. Es sieht vor, Strom aus Marokko über ein 4.800 km langes Unterseekabel nach Deutschland zu transportieren. Die Trasse würde entlang der Küsten von Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden verlaufen und an mehreren Punkten in das deutsche Stromnetz einspeisen. Laut Morocco World News könnte das Projekt jährlich 26 TWh sauberen Strom liefern, was etwa fünf Prozent des derzeitigen deutschen Stromverbrauchs entspricht. Die technische Planung sieht zwei parallele Seekabel mit einer kombinierten Leistung von 3.6 GW vor, wobei eine spätere Skalierung auf bis zu 15 GW bei steigender Nachfrage möglich sein soll.

Akteure und Kosten des Megaprojekts

Das Sila-Atlantik-Vorhaben wird von erfahrenen Managern aus der Energiebranche, unter anderem von EnBW und Orsted, geleitet. Eigentümer und Betreiber soll die X-Links Germany GmbH sein. Berichten zufolge hat das Projekt bereits das Interesse großer Energiekonzerne wie Eon, Uniper und möglicherweise Octopus Energy geweckt. Die veranschlagten Kosten belaufen sich auf bis zu 40 Milliarden Euro, eine Summe, die voraussichtlich staatliche Garantien erfordern wird.

Historischer Kontext: Die Vision von Wüstenstrom ist nicht neu

Die Idee, Solarstrom aus Nordafrika für Europa zu nutzen, ist nicht gänzlich neu. Bereits 2009 wurde die „Desertec Industrial Initiative“ ins Leben gerufen, eine maßgeblich von deutschen Unternehmen getragene Initiative. Zu den Gesellschaftern zählten damals Schwergewichte wie E.ON, Munich Re, Siemens und die Deutsche Bank. Die Vision war, bis 2050 etwa 20 Prozent des europäischen Strombedarfs durch ein riesiges Netzwerk von Solar- und Windkraftanlagen in der gesamten Nahost- und Nordafrika-Region zu decken. Das Projekt „Sila Atlantik“ könnte nun als ein fokussierterer und konkreterer Nachfolger dieser ursprünglichen Vision angesehen werden.